Friedensfahrt nach Colombey les Deux Églises, am Freitag, 26. Oktober 2018
Charles de Gaulle und Konrad Adenauer haben gemeinsam den Weg zur deutsch-französischen Aussöhnung in die Hand genommen. Es bedurfte vieler Begegnungen und Gespräche bis der deutsch-französische Freundschaftsvertrag – der Elysée-Vertrag – im Jahre 1963 unterschrieben werden konnte.
Bei der Friedensfahrt der Katholischen Erwachsenenbildung Saarland (KEB-Saar) und der Katholischen Erwachsenenbildung im Kreis Saarlouis e. V., unterstützt von der Stiftung Frieden lernen – Frieden schaffen, am 26. Oktober 2018 ins lothringische Colombey les deux Églises, dem Rückzugsort von Charles de Gaulle, wurde das politische als auch das private Leben dieses großen französischen Staatsmannes und Humanisten erörtert.
Die 17 Teilnehmenden dieser Reise waren fasziniert vom Inhalt der Rede, die Charles de Gaulle am 9. September 1962 in Ludwigsburg an die deutsche Jugend hielt. Diese Rede konnten sie zur „Einstimmung“ bereits auf der Hinfahrt im Reisebus anhören. Damals in Ludwigsburg rief De Gaulle die deutsche Jugend dazu auf, gemeinsam mit der französischen Jugend dafür zu sorgen, einander immer näher zu kommen, sich besser kennen zu lernen und engere Bande zu schließen, immer mit dem Gedanken, ein Vereintes Europa zu schaffen.
In Colombey les deux Églises angekommen, besichtigte die Gruppe zuerst das imposante Lothringer Doppelkreuz, das Symbol für ein freies Frankreich. Wenn überhaupt ein Denkmal, dann ein schlichtes Lothringer Kreuz. Das war der Wunsch Charles de Gaulles.
Weiter ging es dann zu der sehr beeindruckenden Gedenkstätte (Mémorial), die durch ihr anschauliches Dokumentationsmaterial sehr genau die Geschichte Charles de Gaulles nachvollzieht. Dadurch kamen den Teilnehmenden viele historische Hintergründe wieder ins Bewusstsein. Über diese Dauerausstellung wurde nach dem Rundgang lebhaft diskutiert.
Die Gruppe besuchte danach den Dorffriedhof von Colombey les Deux Églises. Hier ruht Charles de Gaulle mit seiner Frau Yvonne und seiner behinderten Tochter Anne, die im Alter von nur 20 Jahren verstarb. Die vom General in seinem Leben gewollte Schlichtheit und Nüchternheit kommt auch in seinem einfachen weißen Grabstein, der weder mit Tafeln noch mit Blumen geschmückt ist, zum Ausdruck. Die Teilnehmenden verweilten eine längere Zeit auf diesem Dorffriedhof und an der Friedhofsmauer; hier befinden sich unzählige Gedenktafeln, die von der Berühmtheit und der Würdigung dieses großen Staatsmannes zeugen.
Zum Schluss dieser Bildungsreise stand eine Besichtigung des Familienanwesens „La Boisserie“ auf dem Programm. Dieses Anwesen hatte de Gaulle bereits 1934 gekauft, hier hat er nach seiner aktiven Zeit als Politiker die überwiegende Zeit verbracht. Bei einem geführten Rundgang wurde der Gruppe vermittelt, welchen Stellenwert Konrad Adenauer bei Charles de Gaulle einnahm.
Konrad Adenauer war der einzige Staatsmann, der in der „Boisserie“ empfangen wurde, nicht nur als Politiker, sondern auch als Freund. Dies war am 14. September 1958! Als der Wagen des Bundeskanzlers in dem kleinen Dorf auftauchte, klatschten die Einwohner Beifall, den der Kanzler freundlich erwiderte.
Die Teilnehmenden der Reisegruppe zeigten sich beeidruckt, dass sie diese Friedensfahrt in dem Gedenkjahr der 60jährigen Wiederkehr (!) der Begegnung der großen Staatsmänner erleben durften.
Noch während der Besichtigung durch die „Boisserie“ bemerkte eine Dame, sichtlich bewegt: „Konrad Adenauer und Charles de Gaulle legten zu diesem Zeitpunkt bereits den Grundstein für den Frieden zwischen Deutschland und Frankreich. Und wir Europäer profitieren heute noch davon“.
Angetan waren die Teilnehmenden vom Ausblick aus dem Büro des Generals über die Felder, über dieses weite Land. Ein Spaziergang im Park des Landsitzes rundete diesen geschichtsträchtigen und lehrreichen Tag ab.
Auf der Heimfahrt wurde zum Abschluss ein Film über den Staats- und über den Privatmann Charles de Gaulle gezeigt, so dass sich die Teilnehmenden nochmals ein Bild von diesem großen Europäer machen konnten. Charles de Gaulle hat seine Spuren in der Geschichte für den Frieden in Europa hinterlassen. Diesen Spuren ist die Gruppe mit großer Begeisterung und vielen Erkenntnissen nachgegangen.
Fotos: Philippe Lemoine